Sexarbeiter_innen-Gewerkschaften wollen ihre Arbeit als Sexarbeit betrachtet wissen

Welche Gewerkschaften? Jene Organisationen, die sich bisher selbst als „Gewerkschaft“ für Prostituierte bezeichnet haben, waren tatsächlich keine Gewerkschaften im Sinne von, dass sie „geleitet und finanziert von Mitgliedern werden und ihr Handeln sich an Arbeitgeber_innen richtet“.

Lobbyorganisationen für legalisierte Prostitution, die gewöhnlich auch aus Zuhältern und anderen bestehen, die Prostitution in ein gutes Licht rücken wollen, nennen sich oft „Gewerkschaft“ für „Sexarbeiter_innen“ – um die Menschen Glauben zu machen, dass Prostitution normale Arbeit ist. Wenn du unsicher bist gegenüber einer solchen „Gewerkschaft“, frage nach, welche Art von Gewerkschaftsarbeit sie macht und unter wessen Leitung.

Tatsächliche Unterstützungsorganisationen für prostituierte Frauen nennen sich in der Regel nicht Gewerkschaft. Und die meisten Prostituierten wollen auch nicht, dass Prostitution als „Sexarbeit“ bezeichnet wird.

Die Rolle von COYOTE

1973 wurde eine amerikanische Initiative namens COYOTE (Call Off Your Old Tired Ethics) gegründet. Sie bestand aus Liberalen, Beatniks und prostituierten Frauen. Geleitet wurde die Gruppe jedoch von bekannten Zuhältern. Sie vertraten Prostitution als Ausdruck sexueller Freiheit.

COYOTE organisiere „Hookers`Balls“ (Hurenbälle), wo Prostituierte medienöffentlich versteigert wurden.

Gesponsert wurde COYOTE u. a. von der kalifornischen Methodistenkirche und dem Playboy. Nach acht Jahren zählte sie 30.000 Mitglieder, davon ca. 3% prostituierte Frauen. Trotz dieses geringen Anteils bezeichnete man die Initiative zunächst als „nationale Organisation für Prostituierte“, dann als „Gewerkschaft für Huren“ und schließlich einfach als „Hurengewerkschaft“.

Auf die Aktivitäten dieser Organisation ist zurückzuführen, dass Prostitution als befreiend für Frauen angesehen wird. Auch der Begriff „Sexarbeiter_in“ wurde von dieser Organisation geprägt.

Eine Sprecherin, Priscilla Alexander, war der Meinung, ihre vier Jahre am Bennington College qualifizierten sie für die Benutzung dieser Bezeichnung. Sie und Margo St. James reisten um die Welt und vermarkteten ihr Konzept. Alexander wurde schließlich von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) als Beraterin für deren HIV/AIDS-Programm engagiert und hatte Einfluss auf deren Position zu Prostitution.

COYOTE war maßgeblich dafür verantwortlich, Prostitution durch „feministische“ Argumente zu promoten. Obwohl sie auch durchaus Verbesserungen für prostituierte Personen erreichten, lag der Schwerpunkt der Aktivität auf der Legitimierung der Prostitution als reguläre Arbeit.

Die International Union of Sex Workers (IUSW)

Um den Jahrtausendwechsel trat die IUSW auf den Plan. Die Idee von Sexworker-Gewerkschaften begeisterte sowohl linke als auch konservative/rechte Bewegungen. Von gewerkschaftlicher Arbeit würde mensch erwarten, dass Fragen „wie viele Freier am Tag sind ok“ oder „was ist eine sexuelle Dienstleistung wert. 15 oder 1500 Euro?“, „wie kann Prostitution vom kriminellen Milieu getrennt werden?“, „Wie ist Prostitution in Einklang zu bringen mit dem Kampf gegen sexuelle Belästigung?“ usw. beantwortet/erarbeitet würden. Die Diskussionen der so genannten „Gewerkschaften“ drehten und drehen sich jedoch ausschließlich um die Legalisierung/Entkriminalisierung der Prostitution, auch in den Ländern in denen dies bereits verwirklicht ist.

Schwedische Anarchosyndikalist_innen führten 2002 eine aufgeheizte Debatte über die Organisation von „Sexarbeiter_innen“ – erkannten aber dann, dass die einzigen beiden interessierten Frauen selbstständige Stripperinnen waren – aber mit wem sollte die Gewerkschaft da am Verhandlungstisch sitzen? Damit war das Thema vom Tisch.

Die britische Sektion der IUSW tut so, als sei sie eine Massenbewegung, hatte aber 2003 nur 150 Mitglieder (bei mehr als 10.000 prostituierten Personen in Großbritannien). Das aktivste Mitglied ist Douglas Fox, der sich als männlicher Sexarbeiter präsentiert. In Wirklichkeit ist er der Geschäftsführer einer großen Escort-Agentur oder in anderen Worten: ein Zuhälter. Jeder kann Mitglied werden, egal ob Bordellbetreiber oder Freier. Eine „Gewerkschaft“, die von einem Zuhälter geführt wird, sollte in der Gesellschaft zumindest zum Nachdenken anregen.

Quellen

  • Kvinnofronten
  • Kajsa Ekis Ekman: Being and Being Bought: Prostitution, Surrogacy and the Split Self